Vergessliche Fotogeschichte – Überlegungen aus Anlass zweier Berliner Ausstellungen

Die Schwierigkeiten einer Historiografie der Fotografie sind hinlänglich bekannt. Nach dem Ende der großen Erzählungen, der Kritik einer hegemonialen, westlichen Geschichtsschreibung, den Gender- und Diversitäts-Debatten und anderen moralisch stark aufgeladenen Problemzonen wagt sich mittlerweile Niemand mehr an eine große Darstellung mehr heran. Oder ist im 21. Jahrhundert bereits eine auch nur im Ansatz befriedigende Geschichte…

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4 Fragen an…Kerstin Stremmel

Du kannst auf eine vielgestaltige Ausstellungs-Praxis zurückblicken. Wenn man Dich allgemein fragt: Was interessiert Dich überhaupt am Medium Fotografie – was antwortest Du (vielleicht auch mit der Betonung auf „Lieblings-Projekte“)? Allgemein: Die Welthaltigkeit. Im Hinblick auf die Projekte: Idealerweise passen sie an den Ort, an dem sie gezeigt werden. Bei unserem gemeinsamen Projekt “True Pictures?”…

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Kunstvoll und vergangen. Zur Gegenwärtigkeit von Fotografie und deren Evidenz

Welche Wechselbeziehungen herrschen zwischen der Zeit einer Darstellung und der Evidenz, die sich aus dieser rückwirkend für uns, die später Hinzugekommenen, ergibt?  “Die Zeit ist der bedeutsamste Faktor, erst sie schmiedet Werke zur Haltbarkeit, trennt das Gelungene vom Genialen, das Zeitgenössische vom Überzeitlichen“, so meinte unlängst Eva Menasse (in: DIE ZEIT, 5.1.2022, S. 50). So…

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4 Fragen an…Peter Piller

Vor vier Jahren bist Du von Leipzig nach Düsseldorf gewechselt und dort nun Professor für “Freie Kunst”. Provokativ gefragt: Inwieweit ist denn Fotografie überhaupt eine freie Kunst? das sind zwei unterschiedliche fragen, die du stellst. die persönliche entscheidung von der hgb leipzig an die kunstakademie düsseldorf zu wechseln, beides orte, an denen ich dankbar war…

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4 Fragen an…Laura Bielau

Du bist selbst Fotografin, hast eine Zeit lang an der Kunsthochschule Kassel unterrichtet und arbeitest auf vielfältige Weise im Michael Schmidt-Archiv : wo siehst Du Deinen „wirklichen” Ort (falls es den denn gibt)? Die Struktur meines Arbeitens hat ihren Ursprung in meiner Biografie. Die sehr frühe Entscheidung, eine Lehre als Fotografin zu beginnen, war von…

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4 Fragen an…Jule Schaffer

Sie haben einige Jahre bei der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur in Köln gearbeitet und sind nun in Halle: Wie würden Sie ganz grob die Unterschiede zwischen beiden Sammlungen und den jeweiligen Aktivitäten beschreiben? Ausgehend von den foto- und kulturhistorisch überaus bedeutenden Archiven von August Sander und Bernd und Hilla Becher verfolgt die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur…

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Das doppelte Punctum: Roland Barthes Geburt von Empathie

Der Ausdruck „Liebe auf den ersten Blick“ gilt gemeinhin als eine universell gültige Binsenwahrheit. Gilt eine ähnliche Wahrheit auch für die erste spontane Begegnung mit einem Kunstwerk, von dem man sich nicht mehr wieder lösen und am Ende doch befreien kann? Von Roland Barthes stammt bekanntlich der Ausdruck des „Punctums“. Es bildet eine zentrale Kategorie…

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4 Fragen an…Andy Scholz

Seit Juni 2020 bist Du „King of German photography-podcast“, wenn ich das einmal so populistisch formulieren darf. Du bist mittlerweile bereits in der vierten Staffel und strebst mittelfristig offensichtlich die Zahl von mindestens 100 Beiträgen an. Dein Podcast ist dabei im Hinblick auf die Gesprächspartner*innen, denen Du eine Bühne bietest, breit gestreut: Fotograf*innen, Kurator*innen, Lehrende…

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Was 1977 geschah – Fragen zur Historisierung der Fotografie im institutionellen Raum der Kunst

In diesem Sommer erschien ein Buch von Philipp Sarasin, das ich schnell angeschafft habe. Nicht nur weil ich die Beiträge des Zürcher Historikers (etwa zu Darwin und Foucault) ohnehin schätze, sondern weil die Publikation im Untertitel eine „kurze Geschichte der Gegenwart“ versprach und zudem im ansonsten lapidaren Titel „1977“ einen Fokus verspricht, der die fotohistorische…

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