Materialspezialist*innen im Austausch – Das Fotorestaurator*innen-Treffen im Haus der Kunst München

Vom 23. bis 25. Februar 2024 war es nach einer längeren Covid-Pause mal wieder soweit: Fotorestaurator*innen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie den Niederlanden trafen sich im Haus der Kunst in München, um sich über verschiedenste Fragestellungen zum Erhalt fotografischer Materialien auszutauschen.

So begann der erste Tagungstag mit einem Treffen der Arbeitsgruppe Fotothesaurus am Vormittag, in dem die Teilnehmenden das weitere Vorgehen im Projekt “Thesaurus” definierten. Am Nachmittag gab es einen Themenblock zum Material Cellulosenitrat, welches dem Bundessprengstoffgesetz unterliegt. Damit sind Institutionen bereits aufgrund gesetzlicher Vorgaben vor massive Herausforderungen gestellt. Dr. Thorsten Allscher berichtete über den Umgang mit dem sich leicht entzündenden Material in der Bayrischen Staatsbibliothek, gefolgt von Barbara Korbel und Maxi Zimmermann aus dem Deutschen Historischen Museum. Kerstin Jahn präsentierte anschließend das „Netzwerk Cellulosenitrat“, welches verschiedenste Fragestellungen sowie gesetzliche Vorgaben inzwischen auf der Webseite https://netzwerk-cn.de/ bündelt. Abgerundet wurde der Tag mit Ausstellungsbesuchen. Wahlweise in der Pinakothek der Moderne mit „Glitch – Kunst der Störung“ oder im Museum Brandhorst mit „This is Me, This is You“. Anschließend ging es zu einem zünftigen Abendessen im Weißen Bräuhaus.

Am Samstag informierte Tessa Maillette de Buy Wenniger (Sprengel Museum Hannover) über die Ausbildung von Fotorestaurator*innen in den Niederlanden, gefolgt von Kristina Blaschke-Walther, die eine mögliche Systematik für den Umgang mit Exhibition Copies im Sprengel Museum Hannover zur Diskussion stellte. Anschließend präsentierte Theresa Fritzen das DBU-Projekt „Konservierungsstrategien für fotografisches Archivgut“, welches vom LVR Archivberatungs- und Fortbildungszentrum initiiert wurde. Maria Bortfeldt erläuterte konservatorische Herausforderungen bei der erfolgreichen Umsetzung von Montierungen im Rahmen der Ausstellungen „Grünzeug – Pflanzen in der Fotografie der Gegenwart“ in der Berlinischen Galerie. Um den Fotonachlass Ed van der Elskens ging es im Beitrag von Magdalena Pilko, die Einblicke in den konservatorischen Umgang mit dem Nachlass bei Eingang in den Bestand des Rijksmuseums Amsterdam gab. Aus dem Kunsthistorischen Institut in Florenz kam ein Vortrag von Dagmar Keultjes zu Kollodiumglasnegativen des Fondo Hautmann, welche sich in der dortigen Sammlung befinden.

Daraufhin ging es in einen Themenblock zu frühen Fotografien. Klaus Pollmeier gab mit seiner Präsentation „Daguerre in Bry“ Aufschluss über die umfassende Tätigkeit Daguerres, der sich nicht nur mit fotografischen Techniken beschäftigt hat. Aus dem Deutschen Museum in München kamen die ersten Daguerreotypien Steinheils zur Sprache, welche von Cornelia Kemp thematisiert wurden. Abschließend präsentierte Martin Jürgens einen umfangreichen Vortrag stellvertretend für die gesamte Forschungsgruppe zur „Analyse der matten Daguerreotypien von August von Steinheil im Deutschen Historischen Museum München”.

Am Sonntag ging es dann in das Atelier von Christian Klant, der sich als Fotograf mit der historischen Technik des Kollodiumverfahrens auch heute noch auseinandersetzt und dabei gemeinsam mit Martin Jürgens auf den Spuren Gustave Le Grays wandelt. Es bleibt den Organisatorinnen des Treffens Isabel Strube und Marjen Schmidt allerherzlichst zu danken sowie dem Haus der Kunst für die Räumlichkeiten. Wir freuen uns schon jetzt auf eine Neuauflage des Treffens.

Kristina Blaschke-Walther

…ist Fotorestauratorin und Leitung Restaurierung am Sprengel Museum Hannover.

BU: Tessa Maillette de Buy Wenniger, Fotorestauratorin am Sprengel Museum Hannover, erläutert die Ausbildung der Fotorestaurierung in den Niederlanden auf dem Fotorestaurator*innen-Treffen im Haus der Kunst München (Foto: K.Blaschke-Walther)

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