Einzelkämpfer*innen unter sich? – Zum Treffen der Restauratoren „Fachgruppe Fotografie/Film /Audiovisuelles Kulturgut“

Am 22. und 23. März trafen sich rund 25 Kolleg*innen im Rahmen eines Fachgruppentreffens des Verbandes der Restauratoren, um neben einem Restaurierungswerkstatt- und Depotbesuch fachliche wie berufspolitische Inhalte zu diskutieren. Warum aber ist dieser fachliche Austausch für die Berufsgruppe der Konservator*innen/Restaurator*innen so wichtig? Vielleicht sogar nochmals massiv wichtiger als für andere Berufssparten?

Oftmals ist in Institutionen, wenn überhaupt, jeweils nur ein Fachspezialist pro Materialität angestellt, so dass ein fachlicher Austausch mit Kolleg*innen vor Ort häufig nicht möglich ist. Dieses Einzelkämpfer-Schicksal ereilt freiberuflich Tätige ebenso. Umso hilfreicher, wenn man auf ein Netzwerk von kompetenten Kolleg*innen zurückgreifen kann, dass sich nun auch neu im vergangenen Jahr unter dem Dach des deutschen Berufsverbandes der Restaurator*innen formiert hat.

Nach dem ersten Treffen der Gruppe an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin im vergangenen Herbst fand nun ein zweites Treffen im Sprengel Museum Hannover statt. Am Freitag stand ein gemeinsamer Werkstatt- und Depotbesuch auf dem Programm, bei dem über verschiedenste Inhalte gesprochen werden konnte. So wurden vor Ort Lagerungsmöglichkeiten für Face-Mounted-Arbeiten angeschaut, über klimatische Bedingungen in Kühldepots diskutiert und MDF-Rückwände an gerahmten Werken verteufelt. Allein diese Gespräche lassen die Anwesenden die eigene Arbeitsweise hinterfragen und führen zum erneuten Überdenken der konservatorisch gesetzten Prioritäten. Oftmals sind diese auch durch die Gegebenheiten bzw. die Funktion eines Hauses bestimmt. So wird in einem Museum Priorität auf Ausstellungen und Leihverkehr gelegt, währenddessen in Archiven z.B. eher eine Zugänglichkeit und Benutzbarkeit, häufig gewährleistet durch Digitalisierung, prioritär ist.

Am Samstag wurde am Vormittag über unterschiedlichste Tagungen berichtet, bevor dann Kolleg*innen einzelne Projekte aus der Praxis vorstellten. Hier kamen unter anderem die Themen Microfading, Papierfische, Schadgasmessungen, Autochrome, digitale Farbwiederherstellung maskenloser Farbnegative, SURVE-NIR-Untersuchungen und praktische Restaurierungen zur Sprache. Einen weiteren Anstoß gab eine Kollegin bezüglich eines möglichst einheitlichen Thesaurus zu fotografischen Verfahren und den verwendeten Materialien. Besonders im deutschen Sprachgebrauch gibt es hier deutlichen Verbesserungsbedarf, so dass sich im Rahmen der Veranstaltung direkt eine Arbeitsgruppe zum Thema bildete. Am Nachmittag wurden in kleineren Workshops Ziele der Fachgruppe definiert und über Berufspolitik und Öffentlichkeitsarbeit, die nächsten Veranstaltungen und den möglichen Online-Auftritt der Fachgruppe diskutiert. Abseits des festen Programms ergaben sich viele weitere gute Gespräche auch im kleineren Kreis bei den Cafépausen oder den gemeinsamen Abendessen. Denn das ist wohl allen Berufssparten gemein, die Pausen und Gespräche im kleineren Kreis sind bei solchen Veranstaltungen fast immer am wichtigsten.

Kristina Blaschke-Walther

…ist Restauratorin für Fotografie am Sprengel Museum Hannover

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