UMBO – wer kennt diesen Namen und diverse legendäre Fotos nicht? Aber Hand aufs Herz: Wer hat zuletzt eine große Retrospektive gesehen? Da dies, wenn überhaupt, wohl schon mehr als 20 Jahre her sein dürfte, kann man einen ausführlichen Überblick über dessen Werk im Zeitraum vom 9.2. bis 12.5.2019 in Hannover erleben.
UMBO – dieser Name steht als Synonym für eine grundlegende Erneuerung der Fotografie Mitte der 1920er-Jahre: Geboren 1902 in Düsseldorf als Otto Maximilian Umbehr gilt UMBO als Erfinder des Bildes der Neuen Frau, des neuen Bildes der Straße, der fotografischen Reportage schlechthin. Sein Name steht für die in den 1920er-Jahren vor allem von osteuropäischen Immigrant*innen beflügelte Medienmetropole Berlin, für eine sich rasant entwickelnde Film-, Musik-, Theater- und Kleinkunstszene, für Blicke in die Hinterhöfe und Wohnküchen überquellender Mietskasernen.
UMBO: Das ist der unglückliche junge Künstler, der Dank der von seinem Bauhauslehrer Johannes Itten und seinem Künstlerfreund Paul Citroen empfangenen Impulse quasi über Nacht als Fotograf berühmt wird und an allen bedeutenden Avantgardeausstellungen seiner Zeit teilnimmt. 1943 wurden Atelier und Archiv des Künstlers in Berlin durch Bomben völlig zerstört. Sein Versuch, nach dem Krieg an die frühere Existenz als Fotograf der Avantgarde anzuknüpfen, scheiterte. Erst 1979, kurz vor seinem Tod, erlebte er in der Spectrum Photogalerie im Kunstmuseum Hannover mit Sammlung Sprengel (heute: Sprengel Museum Hannover) seine erste Einzelausstellung im musealen Kontext.
Die Ausstellung des Sprengel Museum Hannover präsentiert eine Auswahl von rund 200 Werken und zahlreiche Dokumente. Sie speist sich wesentlich aus dem Nachlass UMBOs. Über Jahrzehnte von Phyllis Umbehr, der Tochter des Künstlers, und Rudolf Kicken (Galerie Kicken) behütet und bewegt, konnte der Nachlass UMBOs 2016 dank des Engagements zahlreicher Partner von der Stiftung Bauhaus Dessau, der Berlinischen Galerie und dem Sprengel Museum Hannover gemeinsam erworben werden.
Am Samstag, 9.2.19 findet um 11 Uhr zusätzlich das Symposium „Über Fotografie sprechen: UMBO – eine exemplarische Bauhaus-Biografie“ statt.
Zwei gute Gründe also nach Hannover zu kommen: Louisa Clement und UMBO!
BU: Ohne Titel, aus der Serie “The Lost Child”, 1951, Silbergelatinepapier, 23,7 x 17,5 cm, Copyright: Phyllis Umbehr / Galerie Kicken Berlin / VG Bild-Kunst, Bonn