Denkt der Endverbrauchende an ein mit Fotografie assoziiertes Material, ist das zuallererst Papier. Doch ist dies immer wirklich so zutreffend? Spielen nicht auch andere Materialien, wie zum Beispiel Kunststoffe, eine nicht weniger bedeutende, fast ebenso wichtige Rolle? Und woher kommt diese Assoziation überhaupt?
Schaut man sich den Begriff „PE-Papier“ einmal genauer an, wird dies deutlich. 1968 wurde von Firma Eastman Kodak ein Fotopapier auf den Markt gebracht, das beidseitig mit Polyethylen, einem Kunststoff, beschichtet ist. Eine beidseitige Beschichtung des Papierkerns gewährleistet nicht nur eine gute Planlage, sondern hat auch den wesentlichen Vorteil eines geringeren Verbrauchs von Fotochemikalien und einer schnelleren Verarbeitungszeit. Bei frühen PE-Papieren ist allerdings aufgrund des verwendeten Weißpigmentes Titandioxid mit Schäden wie z.B. rot-orangen Mikro-Punkten oder sogar Rissen in der Polyethylenschicht zu rechnen, da das photoaktive Pigment zum Abbau des Polyethylens beitragen kann.
Ein weiteres Beispiel sind Sofortbild-Träger. Je nach Typ, sind hier verschiedenste Kunststoffe beteiligt. So können Polaroid SX-70-Bilder mit einer klaren PVC-Folie (Polyvinylchlorid) als Deckblatt versiegelt sein und das gesamte Schichtenpaket wird von einem Kunststoffrahmen zusammengehalten. Nicht zu vergessen das inkludierte Negativmaterial beim Monoblattverfahren, ab 1973 erhältlich, welches im Paket verbleibt und ebenfalls aus Kunststoff besteht.
Doch wie verhält es sich heute mit Kunststoffen in der zeitgenössischen Fotografie? Bei vielen Digitaldruckverfahren, kommen Polymere vor allem in den Beschichtungen der Träger vor und bestimmen so maßgeblich Eigenschaften, wie z.B. Oberflächenglanz oder Eindringverhalten der Tinten. Zum Teil werden Kunststoffummantelungen jedoch auch für Pigmente eingesetzt, wie z.B. bei der Elektrofotografie (Laserdruck), so dass die Pigmente aufgeschmolzen werden können.
Betrachtet man zudem Techniken der Weiterverarbeitung, wie bildseitige Kaschierungen – als ein Beispiel sei hier das Diasec-Verfahren genannt – sind Kunststoffe kaum mehr wegzudenken. Sie kommen in Acrylverglasungen in Form von PMMA (Polymethylmethacrylat) oder PC (Polycarbonat) vor, bei vielen, häufig acrylatbasierten Klebstoffen für Kaschierungen oder Rückwänden in Form PVC oder PE.
Der Vollständigkeit halber sollen hier noch Filmmaterialien erwähnt werden, die vor allem für Negativmaterialien und Dias Anwendung finden. Ab 1955 etwa kommt Polyesterfilm zum Einsatz, der im Gegensatz zu seinen Vorgängern Cellulosenitrat und Celluloseacetat alterungsstabil ist. Transparenz, Flexibilität und Stabilität sind ideale Eigenschaften von Polyesterfilm, weswegen dieser als analoges Filmträgermaterial unverzichtbar ist.
Fazit: Kunststoffe sind in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der fotografischen Materialität ein mehr als präsentes Material. Umso wichtiger, dass Restaurator*innen und andere mit fotografischer Materialität Beschäftigte entsprechendes Know-How zu den Eigenschaften und zum Erhalt von verschiedensten Kunststoffen mitbringen.
Kristina Blaschke-Walther
…ist Fotorestauratorin und Leitung Restaurierung am Sprengel Museum Hannover.
BU: Peter Keetman, Kunststoff-Profile, 1960, Sprengel Museum Hannover, Sammlung Stiftung Arkudes