Maximaler Erhalt!? – Ein Tagungsbericht

Bereits der Titel der diesjährigen Herbsttagung des Deutschen Museumsbundes, Arbeitskreis Konservierung/ Restaurierung, war mit „Maximaler Erhalt!? – Konservierung und Restaurierung im Spannungsfeld zwischen Ethik und Ressourcen“ vielversprechend und ließ einiges erwarten. So trafen sich am 27. und 28. November 2025 zahlreiche Restaurator*innen aus dem musealen Umfeld an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart. Zu betonen ist, dass die im Folgenden wiedergegebenen Aspekte nicht immer die Meinung der Autorin widerspiegeln, sondern lediglich einige Inhalte der Tagung benennen.

Mit seiner Keynote zum Beginn „Dokumentieren und konservieren oder zurückgeben und intervenieren? Was heißt es heute sich für Kulturgut verantwortlich zu fühlen?“ beschrieb Prof. Dr. Thomas Thiemeyer anhand der neuen ICOM-Museumsdefinition, dass Museum inzwischen nicht mehr „nur“ das Original bzw. Werk mit dem Erforschen und Bewahren im Zentrum habe, sondern vermehrt zum Erlebnisort würde und eine wesentlich stärkere gesellschaftliche Teilhabe erfordere. Dies mit den Zielen von Restaurator*innen in Einklang zu bringen, dem Originalerhalt, sei ein Spagat. Umso wichtiger erscheinen Vermittlungsformate, die die Wichtigkeit der Arbeit von Kuratierenden und Restaurator*innen mit dem Originalmaterial thematisieren.

Ein weiterer Schwerpunkt waren Beiträge zum „kritischen Sammeln“. So befürwortete Joanna Phillips, Direktorin des Restaurierungszentrums Düsseldorf, direkt bei Werkzugängen umfassende Faktoren, wie auch Nachhaltigkeit, Ressourcen, Platz etc. mit einzubeziehen und genauer zu beleuchten, wie gesammelt wird. Würden gewisse Dinge nicht direkt beim Ankauf mit geklärt, dies betrifft insbesondere time based media, könne dies worst case zu einem Totalverlust von Werken führen oder enorm hohen Aufwand und Kosten bedeuten, wenn dies Jahre später nachgearbeitet werden müsse.

Auch Aga Wielocha, Forscherin an der Hochschule der Künste Bern, plädierte in ihrem Beitrag „Systemic Adaption: Transforming Conservation for Tomorrow`s Realities“ für bewussteres Sammeln. Sie argumentierte, dass bei über 125 Mio. jährlich entstehenden Kunstwerken weltweit und über 90% von Sammlungen im Depot, lediglich ein Bruchteil gesammelt werden sollte. Nachhaltigkeit würde auch damit beginnen, nicht im Überfluss zu sammeln und die Erhaltungsstrategien auf die Objekte nach ihrem tatsächlichen Bedarf ausgerichtet anzupassen. Die in der Vergangenheit immer weiter gestiegenen Standards in der Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft müssen sich demzufolge auch an Aspekten der Nachhaltigkeit orientieren und sich zunehmend mit einem Verfallsdatum bzw. einer palliativen Versorgung von Kunstwerken auseinandersetzen.

Ein anderer umfassender Themenblock befasste sich mit dem Klima Monitoring und mit Klimakorridoren für den Erhalt von Kunst- und Kulturgut. Hier gab Caitlin Southwick, Ki Culture, einen Workshop, der die Teilnehmenden in Kleingruppen die hauseigene Praxis reflektieren ließ und nochmals deutlich machte, dass die klimatischen Bedingungen nur ein Risikofaktor von unzähligen Risikofaktoren für Kunstwerke seien.

Was heißt dies nun für fotografische Materialität? Kritisch zu sammeln gilt insbesondere für kalt zu lagernde Materialien, wie z.B. chromogen entwickelte Farbfotografien, denn keine andere Art der Lagerung ist ähnlich energieintensiv. Doch mit einer Art konservatorischen Palliativversorgung von Kunstwerken leben zu lernen, widerspricht der Kernaufgabe von Restaurator*innen zutiefst, dem möglichst langfristigen Erhalten von Kunst- und Kulturgut.

Kristina Blaschke-Walther

…ist Fotorestauratorin und Leitung Restaurierung am Sprengel Museum Hannover.

BU:  U-Bahn-Station Killesberg nahe der Akademie der bildenden Künste Stuttgart, der Tagungsort für die Herbsttagung des Deutschen Museumsbundes – Arbeitskreis Konservierung/Restaurierung am 27./28.11.2025, (Foto: K.Blaschke-Walther)

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