Neue Menschen und/oder künstliche Realität? Louisa Clement im Sprengel Museum

Beginnen wir das neue Jahr mit neuen Namen: Denn wer ist Louisa Clement? Fragen wird man ja noch dürfen, schließlich ist dies die erste größere Museumsausstellung der Künstlerin. Nach ihrer Ausstellung „Remote Control“ wird man sie aber wohl nicht mehr stellen müssen – wenn man ihr Werk nicht zuvor ohnehin schon bei einigen Gruppenausstellungen in Museen oder Galerien (Wentrup, Berlin oder Konrad Fischer Düsseldorf) gesehen hat.

Die 1987 in Bonn geborene Künstlerin hat ihre künstlerische Ausbildung zwar vorwiegend als Fotografin erfahren, ist aber spätestens seit 2015 nicht ausschließlich im Bereich der klassischen Fotografie tätig. Die Ausstellung im Sprengel Museum Hannover zeigt deswegen zusätzlich auch ihre Videos, Plastiken sowie eine neue Virtual Reality-Arbeit. Hier wie auch in ihren zahlreichen Fotos geht es stets um das Thema des Körpers und die damit verbundene Frage nach Grenzen des Menschlichen: Was ist Mensch in einem digitalen Zeitalter, in der auch die Integrität des Körpers durch vehemente Eingriffe der Medizin und Technik zunehmend in Frage gestellt wird?

In ihren mit der Smartphone-Kamera entstandenen Fotografien beschwört Clement in beinahe surrealer Manier ein neues Bild des Körpers, der zugleich für die ambivalente Vision eines „neuen Menschen“ steht. Dabei wird nicht nur die Abbildfunktion des Bild-Mediums, sondern auch die Realität des technisch modifizierten Menschen in Frage gestellt.

Beispielhaft dafür steht die 2016 entstandenen Reihe Avatar (s. Abbildung). Die Bilder zeigen radikale Ausschnitte, so dass das Wiedererkennen einer außerbildlichen Realität erschwert wird. Die verführerische Schönheit dieser geschwungenen und starkfarbigen Formen vor einem schwarzen, ortlos anmutenden Grund, wirkt zugleich aber auch unheimlich, da die Konstellation von zwei oder mehr Figuren einen kommunikativen Zusammenhang suggeriert. Die glatten, glänzenden Oberflächen dieser Schaufensterpuppen evozieren allein Vorstellungen von (neuen) Menschen, zeigen nicht die Realität selbst. Die in Hannover vom 30. Januar bis 10. Juni 2019 zu sehende Ausstellung, die anschließend ins Ludwig Forum für Internationale Kunst nach Aachen wandert, wirft eine Menge Fragen auf.