Langfristiges Denken: Ein Stiftungs-Volontariat für Foto-Restaurierung am Sprengel Museum

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Institutionen doch inzwischen vermehrt von Drittmitteln und Kooperationen profitieren. Doch was hat solch eine Aussage im Kontext der Rubrik „Materialität“ dieses Blogs zu suchen? Warum bedarf dies besonderer Erwähnung?

Durch eine langjährige Kooperation wurde die Abteilung Fotografie und Medienkunst des Sprengel Museum Hannover bereits in den letzten Jahren durch die Niedersächsische Sparkassenstiftung mit einer halben Restaurator*innen-Stelle unterstützt. Nun geht man seit diesem Herbst mit einem Volontariat zusätzlich zur vorhandenen Fotorestaurator*innenstelle neue Wege und verstärkt somit die mit „Materialität“ befasste Abteilung im Haus maßgeblich. So konnte mit Hilfe der Stiftung ein zweijähriges Volontariat in der Fotorestaurierung eingerichtet werden, eine von wenigen Stellen in Deutschland, wenn nicht sogar die einzige im musealen Kontext.

Aber was sind wissenschaftliche Volontariate genau und warum werden sie benötigt? Im Leitfaden des Deutschen Museumsbundes ist das Volontariat als Ausbildung nach dem Studium definiert, die dazu dient, die im Studium erworbenen Kenntnisse in der Praxis anzuwenden. Zugleich werden derart Kenntnisse in der Museumsarbeit erlangt und das eigene, berufliche Profil geschärft.

Seit dem 1. Oktober 2021 schärft Franziska Leidig ihr berufliches Profil im Rahmen des Volontariats am Sorengel Museum, eine Absolventin des Studiengangs Konservierung und Restaurierung von Kunstwerken auf Papier, Archiv- und Bibliotheksgut der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. So überrascht es nicht, dass sich Franziska Leidig bereits im Studium auf Fotografie spezialisierte und dieses mit ihrer Master-Thesis „Kaltlagerung von bild- und rückseitig kaschierter Fotokunst – Untersuchung zur Wirkung auf den Materialverbund“ erfolgreich abschloss.

Auf die Frage hin, warum es in der Konservierung und Restaurierung unbedingt die Fotografie sein musste, antwortete sie, dass es keine andere Materialität geschafft habe, sie so zu begeistern und in ihrer Komplexität so zu faszinieren, wie die verschiedenen Techniken der Fotografie. Sie fühle sich in der konservatorischen Betreuung von Fotokunst beruflich ganz besonders angekommen, und freue sich, ihre bereits erworbenen Grundkenntnisse weiter zu vertiefen und auf eine Sammlung im Museumskontext anwenden zu können.

Von großformatigen Tintenstrahl- und Thermosublimationsdrucken, bis hin zu Leuchtkästen und fotografischen Rauminstallationen hat sie beim Aufbau der soeben eröffneten Ausstellung „TRUE PICTURES? Zeitgenössische Fotografie aus Kanada und den USA“ (bis 13.2.22) gerade so einiges installiert im Sprengel Museum. Nicht nur unter Materialitäts-Gesichtspunkten in der Fotografie ist dies ein äußerst spannendes Ausstellungsprojekt. Was wäre da ein besserer Start in die fotokonservatorische Museumsarbeit, als direkt an einem umfassenden Ausstellungsaufbau beteiligt zu sein?

Kristina Blaschke-Walther

…ist Restauratorin für Fotografie am Sprengel Museum Hannover

BU: Franziska Leidig kontrolliert den Condition Report einer Fotografie von Jeff Wall im Ausstellungsaufbau TRUE PICTURES? (Foto: K.Blaschke-Walther)