Fiona Tan: Gewinnerin des SPECTRUM – Fotopreises 2019

Der SPECTRUM – Internationaler Preis für Fotografie der Stiftung Niedersachsen wird 2019 an die 1966 in Pekanbaru (Indonesien) geborene, heute in Amsterdam lebende Fotografin und Medienkünstlerin Fiona Tan verliehen.

Mitglieder der diesjährigen Jury:

Prof. Dr. Martina Dobbe (Kunstakademie Düsseldorf), Natasha Egan (Museum of Contemporary Photography, Chicago), Lavinia Francke (Stiftung Niedersachsen), Dr. Stefan Gronert (Sprengel Museum Hannover), Prof. Dr. Martin Hochleitner (Museum Salzburg)

Bisherige Preisträger*innen:

Rineke Dijkstra/Niederlande (2017), Hannah Collins/Großbritannien (2015), Boris Mikhailov/Ukraine (2013), Bahman Jalali/Iran (2011), Helen Levitt/USA (2008), Martha Rosler/USA (2005), Sophie Calle/Frankreich (2002), John Baldessari/USA (1999), Thomas Struth/Deutschland (1997), Robert Adams/USA (1994)

 

Bei der Entscheidung für Fiona Tan reagierte die internationale Jury auf ihren differenzierten Einsatz der Fotografie in einem sehr umfassenden Sinn, unter Berücksichtigung des Phänomens Zeit und an der Schnittstelle zum Medium Film. Ausschlaggebend war zudem Tans souveräner installativer Umgang mit dem Medium. Der Preis würdigt damit auch die ästhetische Intelligenz des Displays von Fotografie, für deren Geschichte Fiona Tan seit zwei Jahrzehnten Beiträge von höchster Exzellenz leistet.

Wie der Untertitel „Goraiko“ (Ankunft des Lichts) andeutet, beschäftigt sich die Ausstellung im Sprengel Museum Hannover (21.9.2019 – 12.1.2020) in vielen Werken mit Aspekten von Wahrnehmung und Zeitlichkeit. Diese beiden Motive kommen in verdichteter Form in dem neuen Film-Foto-Projekt „Ascent“ (2016) zum Ausdruck, das erstmals in Deutschland zu sehen ist. Es besteht aus einer 77-minütigen Projektion sowie 151 Einzelfotos, die sich inhaltlich den zahllosen fotografischen Darstellungen des „Fuji“, dem heiligen Berg Japans widmen. „Ascent“ setzt sich aber nicht nur mit dieser japanischen Ikone auseinander, sondern ist auch eine Studie über seine visuelle Kultur und eine Hommage an die Geschichte der Fotografie und des Films. Tan kombiniert die Bilder mit einer fiktiven Erzählung, welche die Differenz zwischen unbewegten und bewegten Bildern thematisiert. Damit eröffnet sie einen Zwischenbereich von Fotografie und Film.

Neben dieser wichtigen Arbeit sind in der Ausstellung vier weitere Filme und Fotos zu sehen, die sich die sich – neben medialen Reflexionen, dem Verhältnis von Film und Fotografie – auch mit Fragen von Migration, Gesellschaft und Geschichte auseinandersetzen. Das betrifft zu Beginn der Ausstellung sowohl die installative Arbeit „Tomorrow“ (2005) als auch die mehrteilige Arbeit „Provenance“ (2008). Im Anschluss an die zweiteilige, filmisch-fotografische Arbeit „Ascent“ wird das Verhältnis von Geschichte, Zeit und Reflexion in der HD-Installation „Island“ und den dazugehörigen Fotografien aus der Serie „Närsholmen“ (beide 2008) wieder aufgegriffen.

Zur Ausstellung ist ein gleichnamiges Künstlerbuch mit Texten von Fiona Tan und Stefan Gronert erschienen.

 

BU: Fiona Tan, Still aus „Ascent“, 2016, courtsey the artist & Frith Street Gallery, London