Das Politische und das Private: Helga Paris in der Akademie der Künste

Wer sich mit der Porträt-Fotografie seit den siebziger Jahren beschäftigt, kommt an ihr nicht vorbei – hat aber vielleicht noch keine große Ausstellung von ihr gesehen und kann, ja sollte das nun nachholen: Die Berliner Akademie der Künste zeigt noch bis zum 12. Januar 2020 die bislang umfangreichste Ausstellung von Helga Paris.

Zu sehen sind ca. 275 Schwarzweiß-Fotografien der 1938 in Pommern geborenen Künstlerin, die in Zossen bei Berlin aufwuchs. Helga Paris begann in den 1960er Jahren als Autodidaktin zu fotografieren. Mit Aufnahmen in ihrer Nachbarschaft im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg, Bildern von Kneipenbesuchern, Müllfahrern, den Frauen aus dem Bekleidungswerk VEB Treffmodelle, Künstlern, Punks, Kindern aus Hellersdorf und Passanten vom Alexanderplatz wurde sie eine der zentralen Chronistinnen des Berliner Ostens. Darüber hinaus fotografierte Helga Paris in Siebenbürgen (1980), Georgien (1982), in Halle (1983–1985), wo ihre Serie Diva in Grau“ entstand, die erst 1989/90 gezeigt werden durfte, Wolgograd (1990), New York (1995) und Polen (1996/97). Erstmals ausgestellt sind überdies Ausschnitte aus den umfangreichen Serien Leipzig, Hauptbahnhof“ (1981/82), Moskau“ (1991/92) und Mein Alex“ (2011). Neben der besonderen Fähigkeit der Fotografin, in ihren Bildern und Bildserien verdichtete Zeitgeschichte in ihrem Wandel erfahrbar zu machen, ist es ihre sich in nuancenreichen Schwarz-Weiß-Modulationen ausdrückende soziale Empathie, die ihr Werk unverkennbar macht.

Die Ausstellung wird begleitet von einem Dokumentarfilm-Triptychon, in dem die Filmemacherin Helke Misselwitz die Verknüpfung von Leben und Werk von Helga Paris nachvollziehbar macht. Kuratiert wurde die Berliner Ausstellung von Inka Schube, die bereits mehrfach mit Helga Paris zusammengearbeitet hat.

 

BU: Helga Paris, Ohne Titel, aus: Hellersdorf, 1998, Silbergelatine, 40 x 50 cm