Avantgarde außerhalb der Öffentlichkeit: Volker Döhne in Krefeld

Manche Erfolgsgeschichte lässt ihre Schattenseiten vergessen, vor allem dann, wenn sie einst von den Beteiligten gar nicht als „Defizit“ verstanden worden sind. Das betrifft sogar den Bereich der so genannten „Düsseldorfer Fotoschule“, die heute wie ein deutsches Foto-Wunder erscheint. Doch die ersten Studierenden von Bernd Bechers konnten das in den ausgehenden siebziger Jahren noch gar nicht so sehen, ließ der große „Erfolg“ der später so apostrophierten „Struffskys“ doch bis in die neunziger Jahre auf sich warten. 1980 hingegen konnte man als Fotograf noch nicht sicher sein, dass man im künstlerischem Metier überleben konnte.

Volker Döhne, einer der ersten Schüler von Bernd Becher 1976, schloss sein Studium eben 1980 ab – und war glücklich, dass er eine Anstellung als Museums-Fotograf und -Grafiker an den Krefelder Kunstmuseen finden konnte. Sein künstlerisches Schaffen stellte er vorerst ein und all das, was er während des Studiums probiert hatte – ob mit Unterstützung des Lehrers oder ohne diese – wurde in Schachteln abgelegt. Heute nun, zum Eintritt Döhnes in das viel zitierte Rentenzeitalter, revanchiert sich das Museum bei ihm und hebt damit zugleich einen Schatz, der noch bis zum 5.Mai in der Ausstellung „Volker Döhne – Sucher und Finder” ebendort zu sehen ist.

Staunend, bisweilen kopfschüttelnd streift man durch das Kaiser-Wilhelm-Museum und fragt sich, warum diese Fotos so viele Jahre über verborgen geblieben sind. Lange Zeit hat ihr Autor andere Prioritäten gesetzt. Die Poster und grafischen Arbeiten zeigen, dass das nicht ganz falsch war – aber nur weil man seine Fotos nicht kannte. Dass aber der Fotogeschichte dadurch auch einiges durch die Lappen gegangen ist, bleibt in der Ausstellung ebenfalls unübersehbar. Gerade die Ende der siebziger Jahre entstandene Bildreihe „Bunt“ verblüfft als eine Frühform künstlerischer Farbfotografie, die Döhne aufgrund der Ablehnung seines Lehrers einerseits und der fehlenden Produktionsmittel andererseits erst vor wenigen Jahren ausgegraben hat. Nicht nur die Verblüffung über die humoristische Komponente der Bilder, sondern auch eine Lektion über die neuere Geschichte der Farbwahrnehmung wird hier vor Augen geführt und nährt den dringenden Wunsch nach einer Publikation in Buchform. Das ersetzt den originalen Print freilich nicht, deswegen: Anschauen!